Gross war die Aufregung in den Medien und dadurch angeheizt auch die der Bevölkerung, als die Boulevard Zeitung Blick folgende Schlagzeile veröffentlichte: Toblerone ist jetzt halal. Die meist hasserfüllten Kommentare priesen das Produkt aufgrund der Halal-Zertifizierung nun als neuen Ladenhüter, riefen zum Boykott auf oder bekundeten ihren Unmut über den Entscheid, sich der muslimischen Gemeinschaft zu beugen und damit «die Islamisierung des Abendlandes» voranzutreiben. Weltweit wurde berichtet, doch was ist passiert?
Neues Rezept – nein
Was hat sich an der Rezeptur oder am Herstellungsprozess geändert? Schmeckt die Schokolade anders oder sind nun einige Inhaltsstoffe verschwunden? Oder wirkt das Halal Symbol auf der Verpackung doch eher als ein Placebo? Letzteres muss es wohl sein, denn das bergförmige Produkt, welches von Muslime und Nichtmuslimen gleichermassen gerne konsumiert wird, ist genau dasselbe – nur ist es mittlerweile halal zertifiziert. Dieser Gedanke alleine reichte bei den Menschen aus, um eine Gefahr zu wittern.
Islamophobie existiert
Eigentlich zeigt dieses Beispiel exemplarisch auf, was es mit der Islamophobie auf sich hat. Doch war der Sturm nachhaltig? Wird heute weniger Toblerone konsumiert? Im Gegenteil: Die Aufregung legte sich, die Geschäfte entwickeln sich positiv.
Markt orientiert sich halal
Eigentlich sollten sich die Schweizer über solche Neuigkeiten freuen, denn als Exportnation sind viele Unternehmen darauf angewiesen, sich auch mit den Regulierungen von anderen Ländern und den Bedürfnissen ihrer Abnehmer auseinanderzusetzen. Seit 1990 ist die Schweizer „Schoggi“ im Besitz des US-Nahrungsmittelmulti Mondelēz und sie erkannten bereits 2013 das Potential mit den muslimischen Konsumenten und liessen viele Produkte halal zertifizieren. Aber auch andere Unternehmen, Schweizer Lebensmittel Branchenprimen wie z.B. die Nestlé oder Emmi führen schon länger Halal-Produkte in ihren Sortimenten. Auch der Pharmakonzern Novartis sorgt bei einigen Produkten dafür, dass die Inhaltsstoffe den halal-Standards gerecht werden und für muslimische Konsumenten geeignet sind.
Grosses Potential
Experten prognostizieren ein fortlaufend hohes Wachstum der Halal-Industrie. Es wäre strategisch falsch, sich nicht mit den Halal-Standards zu beschäftigen und damit den Anschluss an Mitbewerber zu verlieren.